Annotationsreport Prosodische Redewiedergabe


Prosodische_Redewiedergabe

Inhaltsverzeichnis

    FEsAnzahl annotierter FEs
    ART_UND_WEISE1
    AUFTRETENSORT4
    IMITIERENDER_SPRECHER1
    IMITIERTER_SPRECHER1
    SPRECHAUSDRUCK20

    Deverbal von wiedergeben. Dreiwertige Valenz: ‚jmd. gibt etw. wieder‘. Die Leerstelle ‚etw.‘ wird hier im ersten Teil des Determinativkompositums realisiert: [Rede]Sprechausdruckwiedergabe. Es handelt sich um das FE SPRECHAUSDRUCK.

    Das FE IMITIERENDER_SPRECHER, welches der Valenzleerstelle ‚jmd.‘ entspricht, wird selten realisiert, kann aber in der Regel durch den Ko- und Kontext erschlossen werden. Derjenige dessen Rede wiedergegeben wird – der IMITIERTE_SPRECHER – wird sprachlich ebenfalls selten realisiert, kann aber als relationales FE zur IMITIERENDER_SPRECHER ebenfalls aus dem Kontext erschlossen werden. Die FEs IMITIERENDER_SPRECHER und IMITIERTER_SPRECHER können somit als semantisch aneinander gekoppelt betrachtet werden und bilden daher ein FE-Set.

    Kurzdefinition: Bei der prosodischen Redewiedergabe reproduziert ein Sprecher prosodische Merkmale eines anderen Sprechers, um diesen zu imitieren.

    Belegstellen & AnnotationenQuellenAuffälligkeiten
    In [Rede]Sprechausdruckwiedergaben kann man Anteile für den zitierenden und den zitierten Sprecher unterscheiden, z.B. das aufgeregte, laute Sprechen des zitierten und das simultane Lachen des zitierenden Sprechers.Schwitalla 2012: 78
    Sie zeigen, daß mündliche Texte polyphon sind und daß der Einsatz der Prosodie nicht nur der naturalistischen Charakterisierung der handelnden Personen in der Erzählung dient, sondern vor allem die [Rede]Sprechausdruckwiedergabe vom umgebenden narrativen Kontext absetzt und dabei zugleich die Einstellung des Erzählers zur reportierten Person zum Ausdruck bringt.HSK (16.2) 2001: 1127
    Dieser letzte Gesichtspunkt verweist auf einen Forschungsbereich der lokalen Strukturierung mündlicher Alltagserzählungen mit globaler Relevanz, der zunehmend prominent wird: die [Rede]Sprechausdruckwiedergabe [innerhalb von Erzählungen]Auftretensort.HSK (16.2) 2001: 1294
    Günthner (1996), Keim (1993) und Couper-Kuhlen (1998) zeigen, wie innerhalb des Erzählens durch u. a. prosodisch markierte Formen der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe kontextualisiert wird.HSK (16.2) 2001: 1299Prosodische Redewiedergabe kann auch als Kontextualisierungsmittel eingesetzt werden.
    Die Unterscheidung zwischen Autor und Stimmgeber ist bei [Rede]Sprechausdruckwiedergaben wichtig, da sie z. B. beim Telefonieren (bei Mitteilungen an und von kopräsenten Personen eines Beteiligten) manchmal und in Alltagserzählungen regelmäßig vorkommen.HSK (16.2) 2001: 1356
    In [Rede]Sprechausdruckwiedergaben trennt sich die Quelle der Äußerung (Autor) vom augenblicklichen Sprecher, dieser ist aber durch lexikalische und prosodische Übertreibungen, lachendes Sprechen etc. immer noch präsent (Günthner 1997).HSK (16.2) 2001: 1356
    Ferner wird argumentiert, dass auch in der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe [in Alltagsinteraktionen]Auftretensort „polyphone Texte" erzeugt werden und Ästhetisierungsverfahren - wie die "Überlagerung von Stimmen" (Bachtin 1979) - auftreten.Günthner 2002: 59
    Die folgende Analyse von Stilisierungsphänomenen in [alltäglichen]Auftretensort [Rede]Sprechausdruckwiedergaben basiert auf informellen Gesprächen (Familientischgesprächen, Gesprächen in Wohngemeinschaften, Gesprächen unter Freund/inn/en und informellen Telefongesprächen im Freundes- und Verwandtschaftskreis, die ich in den Jahren 1991 bis 1999 in Baden-Württemberg erhoben habe.Günthner 2002: 61
    Die [Rede]Sprechausdruckwiedergabe [Anjas]Imitierender_Sprecher (Zeile 4-6) erfolgt ohne metapragmatische Ankündigung (d.h. ohne einführendes verbum dicendi), doch indiziert die stilistische Gestaltung der Äußerung sofort, dass eine fremde Stimme spricht: Die zitierte Rede wird sehr manieriert durch Erhöhung der Lautstärke, hohes Tonhöhenregister, starke Schwankungen im Tonhöhenverlauf und erhöhte Sprechgeschwindigkeit wiedergegeben: (…).Günthner 2002: 62
    Kurz nach dieser [Rede]Sprechausdruckwiedergabe wechselt Jutta in eine unmarkierte Stimme "v- vor all- aber Emmer" (Zeile 21-22) und kontextualisiert damit einen Wechsel von der fremden zur eigenen Rede beziehungsweise von der erzählten Welt zur Erzählwelt.Günthner 2002: 63
    Wir können diese Formen der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe insofern als "hybride Konstruktionen mit zwei Akzenten und zwei Stilen" (Bachtin 1979:195) bezeichnen, als der Figurentext sich mit dem Erzähltext mischt und somit die Äußerung der zitierten Figur mit der Evaluation durch die Erzählerin verschmilzt.Günthner 2002: 63
    Wie Bachtin (1979:227) ausführt, können [Rede]Sprechausdruckwiedergaben von der "direkten wortgetreuen Wiedergabe" bis zur “böswilligen und absichtlichen parodistischen Verfälschung und Verleumdung des fremden Wortes“ reichen.Günthner 2002: 65
    Die beiden Transkriptausschnitte (ANJA und DUNKEN) verdeutlichen einerseits, dass die Zitierenden auch bei der [direkten]Art_und_Weise [Rede]Sprechausdruckwiedergabe die Möglichkeit haben, ihre eigenen Evaluationen einzufügen, und dass die verbatim-Annahme der direkten Rede eine Idealisierung ist, die an den Begebenheiten der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe[in Alltagsgesprächen]Auftretensort vorbeigeht: (…).Günthner 2002: 65
    Zum anderen veranschaulichen die Transkriptausschnitte die unterschiedlichen Funktionen prosodischer Stilisierungen in [Rede]Sprechausdruckwiedergaben: Zum einen stellen sie Ressourcen zur Inszenierung und Animation der zitierten Figuren dar und machen die Präsentation lebendiger.Günthner 2002: 65f.
    Der Interviewer wird bereits vor der konkreten Äußerungsreproduktion als "echt Ü:bel drauf" (Zeile 58) bezeichnet, was die folgende [Rede]Sprechausdruckwiedergabe affektiv rahmt.Günthner 2002: 68
    Vergleiche auch Kallmeyer/Keim (1994) zur "sozial-symbolischen Qualität" von Codeswitching in der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe.Günthner 2002: 69Codeswitching kommt häufig in Redewiedergaben vor.
    Die präsentierten Beispiele bestätigen nicht nur, dass Mehrstimmigkeit durchaus in Alltagsinteraktionen zu finden ist, sondern auch, dass die Rezipient/inn/en sich an der Gestaltung der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe orientieren und die Inszenierungen als Performanzdarbietungen geschätzt und honoriert werden.Günthner 2002: 75
    Man könnte in den vorliegenden Fällen der Inszenierung [fremder]Imitierter_Sprecher [Rede]Sprechausdruckwiedergabe (…) von Formen "sekundärer Ästhetisierung“ (Jakobson 1960; Knoblauch 1996; Günthner 2000) sprechen (…).Günthner 2002: 75
    Doch wie die vorgestellten Beispiele - die keineswegs Ausnahmefälle darstellen - verdeutlichen, treffen wir auch in der Alltagskommunikation auf dieses Phänomen der Polyphonie in der [Rede]Sprechausdruckwiedergabe.Günthner 2002: 76

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