Annotationsreport Turn (Gesprächsbeitrag)


Turn

FEsAnzahl annotierter FEs
ART_UND_WEISE3
EIGENSCHAFT1
INHALT8
SEQUENZIELLE_ABFOLGE9
SPRECHER31
THEMA1

Derverbal von to turn (= sich wenden an/sich drehen zu). Zweiwertige Valenz: ‚jmd.. wendet sich an jmdn.‘/‚dreht sich zu jmdm.‘. Die Leerstelle ‚jmd.‘ entspricht dem FE SPRECHER.

Die Nominalisierung ‚Turn‘ lässt sich in Anbetracht der annotierten Belegstellen und vor dem Hintergrund des Turn-Frames am ehesten mit ‚Gesprächsbeitrag‘ oder ‚Sprecherbeitrag‘ übersetzen. Turns sind sprachliche Äußerungen eines Sprechers mit bestimmten Inhalten, die er produziert, während er das Rederecht (siehe Turn-Taking-Frame.) hat.

Im Kontext der Gesprächsanalyse hat ‚Turn‘ zwei Lesarten: ‚Turn als Rederecht‘ und ‚Turn als Gesprächsbeitrag‘. In der Lesart ‚Turn als Gesprächsbeitrag‘ tritt Turn häufig in Konstruktionen mit den Präpositionen ‚im‘ und ‚in‘ (z. B. ‚im Turn’) auf, sowie in Kontroll- und Support-Verb-Konstruktionen (z. B. ‚der Turn enthält’ oder ‚der Turn wird produziert’), die auf dessen Inhaltscharakter hindeuten und sich klar von der Lesart ‚Turn als Rederecht‘ unterscheiden. Für die Lesart ‚Turn als Rederecht‘ siehe Annotationsreport Turn (Rederecht).

Kurzdefinition: Ein Turn ist der Gesprächsbeitrag eines Sprechers mit bestimmten Inhalten, den er – während der das Rederecht hat – produziert.

Belegstellen & Annotationen Quellen Auffälligkeiten
Mit ‚denn‘ („was was werf ich denn hin“) zeigt Anton an, dass die Frage sich auf einen Mangel im [vorangehenden]Sequenzielle_Abfolge Turn [des Adressaten]Sprecher bezieht, der evidentermaßen nachbesserungsbedürftig ist. Deppermann & Schmitt 2008: 233
So unterstreichen verspätete Reparaturinitiierungen die ‚Schuld’ des Sprechers, in [dessen]Sprecher turn sich das Reparandum befindet (...). Artikel 108, HSK (16.2) 2001: 1127
Die Moderatorin reagiert in Z. 29ff. auf diese humorvolle Exponierung der Problemquelle, indem [sie]Sprecher ihren Turn ebenfalls [lächelnd]Art_und_Weise [produziert]Support. Papantoniou 2012: 107 Support-Verb
[M]Sprecher [produziert]Support dann einen [längeren]Ausmaß Turn, [in dem sie die Schwierigkeiten elaboriert, die mit der Verbalisierung von Gefühlen einhergehen]Inhalt. Papantoniou 2012: 122 Support-Verb
So kommen Selbstinitiierungen von Reparaturen in den folgenden drei Positionen vor: 1) im Turn, der [die Problemquelle]Inhalt [enthält]Kontroll („same-turn repair“), 2) an der turnübergaberelevanten Stelle („transition space repair“) sowie 3) im [dritten]Sequenzielle_Abfolge Turn, d. h. im Turn [nach demjenigen, der auf den Turn folgt, der die Problemquelle enthält („third-turn repair“)]Sequenzielle_Abfolge. Papantoniou 2012: 22 Kontroll-Verb
Und genau in dieser einheiten-internen Pause in [Nats]Sprecher Turn produziert Ida ihr Lachen. Artikel 101, HSK (16.2) 2001: 1065
Aus seiner Sicht war auch der Besucher in [seinem]Sprecher Turn an dem geschäftlichen Potential des Informationsträgers ZEITUNG interessiert (daher das fettgedruckte OBJEKT im Minusframe). Brône 2007: 97 f.
Zählt [Idas]Sprecher [Lachen]Inhalt als Turn? Artikel 101, HSK (16.2) 2001: 1063
Während sich im Normalfall ein [reaktiver]Art_und_Weise Turn unmittelbar auf eine Vorgängeräußerung bezieht (Skopus 1), kann sich der Skopus auch weiter ‚nach links’ erweitern, wie z.B. in dem in 3.2.2.2. erwähnten Beispiel (14), in dem der initiierende und reaktive Beitrag durch 16 Beiträge getrennt werden (Skopus 17). Brône 2007: 347
Aus dem [letzten]Sequenzielle_Abfolge Turn geht hervor, dass Baldrick die Phrase ‚to come from within’ fälschlich in einer physischen statt psychologischen (metaphorischen) Konstruierung profiliert. Brône 2007: 360
Baldrick übernimmt in dem letzten Gesprächsbeitrag den Ausdruck X has got it aus [Edmunds]Sprecher [vorigem]Sequenzielle_Abfolge Turn [(if I’ve got it, you got it too)]Inhalt, konstruiert aber nicht die intendierte konventionalisierte Bedeutung („eine Lösung erreichen“), sondern eine alternative auf Basis der deiktischen Ambiguität von it (infra 6.3.3.8.). Brône 2007: 371
Ist die Menge des zu verarbeitenden Inputs zu umfangreich geworden, gibt es zwar immer noch die Möglichkeit, metakommunikativ eine Reparatur des so entstandenen gesprächsorganisatorischen Problems zu initiieren; der kommunikative Aufwand wird dann allerdings größer, wie auch möglicherweise das Risiko, das Image des betroffenen Primären Interaktionspartners zu bedrohen, [dessen]Sprecher Turn dann relativ abrupt unterbrochen wird. Apfelbaum 2004: 205
In [ihrem]Sprecher [laufenden]Support Turn besteht die Hauptaufgabe der dolmetschenden Person dann offenbar darin, ihren Beitrag als Dolmetschung zu kontextualisieren, d.h., kenntlich zu machen, dass sie mit ihren Äußerungen die Beiträge von anderen wiedergibt und als sprechendes Ich nur bedingt Verantwortung für die wiedergegebenen Sachverhalte übernimmt. Apfelbaum 2004: 208 Support-Verb
Während die (sehr erfahrene) Dolmetscherin hier vor ihrer Initiative zum Code-Switching (siebzehn oder neunzehn,) nur kurz zögert (alors, ensuite, . . äh .) und dann auf ihre Alternativfrage von S unmittelbar eine klarstellende Antwort erhält (Pe Be siebzehn,), so dass [sie]Sprecher ebenso unmittelbar den [begonnenen]Support Turn wieder [aufnehmen]Support und [weiterführen]Support [kann]Support [(alors on a…)]Inhalt, ist das Verfahren in anderen Fällen komplexer. Apfelbaum 2004: 244 f. Support-Verb
So [kann]Support [sie]Sprecher selbst den Turn weiter [fortsetzen]Support und mit dem ihr bekannten Terminus foret das Bohrwerkzeug benennen, das wesentlich am Vorgang des Vor- bzw. Aufbohrens beteiligt ist, und darauf mit dem Demonstrativpronomen ce im Zeigefeld verweisen. Apfelbaum 2004: 258 Support-Verb
Stattdessen relatiert Sprecher B [seinen]Sprecher Turn [zu dem geografischen Aspekt]Thema, den Sprecher A in [seinem]Sprecher [vorhergehenden]Sequenzielle_Abfolge Turn angeschnitten hat, nämlich der Westküste. Sprecher B markiert sich in diesem Turn als Unwissender, indem er anmerkt, dass er dort noch nie war (8). Asmuß 2003: 112
In Überschneidung mit [Sprecher Bs]Sprecher Turn [setzt]Support [Sprecher A]Sprecher seinen Turn [fort]Support, indem er die guten Bedingungen näher ausführt ‚die wellen sind hoch und‘.Asmuß 2003: 112 Support-Verb
Hierdurch behandelt er die Reaktion von Sprecher B auf [seinen]Sprecher [vorherigen]Sequenzielle_Abfolge Turn als nicht ausreichend. Asmuß 2003: 112
[Sprecher B]Sprecher hingegen [führt]Support seinen Turn in Zeile 10 [fort]Support, ohne auf die Ausführungen von Sprecher A näher einzugehen. Asmuß 2003: 112 Support-Verb
Auch zum Rederecht gibt es in SCUs kein direktes Pendant: Während in spontanen, natürlichen, nicht-computervermittelten diskursiven Episoden [der jeweils aktuelle Innehaber des Rederechts]Sprecher einen Turn dadurch [ausführt]Support, [dass er mindestens eine Turn-Konstruktionseinheit simultan produziert, lautlich realisiert und seinen kommunikativen Koakteuren zur Wahrnehmung bringt]Art_und_Weise, muss mit Blick auf die prozeduralen Besonderheiten der Produktion und Realisierung von Teilnehmerbeiträgen für SCUs zwischen einer Produktionsphase (die auf einem Produktionsrecht basiert), einem Sendeakt (der ein Senderecht erfordert) und einem Realisierungsakt (nämlich der Darstellung eines produzierten und versandten Beitrags im Display der Adressatenrechner) unterschieden werden (siehe Abb. 3). Beißwenger 2003: 9 Support-Verb
Der [„ich versteh ((…)) nicht“]Inhalt-Turn wird von ihm selbst somit, gegen die Interpretation der Gesprächspartnerin, als Begründungsaufforderung (re-)interpretiert. Deppermann & Schmitt 2008: 223
Wiederum zitiert er die problematische Phrase aus dem [vorangehenden]Sequenzielle_Abfolge Turn [der Patientin]Sprecher ([„fotos von früher“]Inhalt, Z. 11) und spezifiziert damit seine Frage („was für fotos“, Z. 10) in ansonsten identischer Wortwahl, diesmal aber mit verändertem Betonungsmuster: (…).Deppermann & Schmitt 2008: 225
Auf [Antons]Sprecher Turn reagiert Peter (PE), der Kameramann, unmittelbar mit lachenden Rezeptionssignalen <mh mh mh>- (Z.19). Deppermann & Schmitt 2008: 232
Wenn der Einsatz einer redezugfinalen tag question auf einen 'echten' Sprecherwechsel abzielt, sind an den Turn, den [der Gesprächspartner]Sprecher [hervorbringen soll]Support, bestimmte Erwartungen geknüpft. Hagemann 2009: 146 Support-Verb
Entweder soll mit der sprachlichen Reaktionshandlung eine Wissenslücke auf Seiten des Sprechers geschlossen werden, oder der [Folge]Sequenzielle_Abfolge-Turn soll dokumentieren, dass der Gesprächspartner eine bestimmte Sichtweise oder Einstellung mit dem tag-question-Verwender teilt. Hagemann 2009: 146
Stattdessen warten die Gesprächspartner im Regelfall ab, bis der Turn, [in dem sich die Problemquelle befindet]Inhalt, zu Ende geführt wird. Papantoniou 2012: 22
In Anbetracht dessen erfüllt der [längere]Ausmaß Turn [der Moderatorin]Sprecher die Funktion, dem Anrufer Zeit zur Selbstbearbeitung seines Problems zu verschaffen bzw. ihm einen Denkanstoß zu geben, damit dieser seine individuellen Gefühle selbstständig beschreiben kann (vgl. auch das Rückversicherungssignal „ODER?“ in Z. 18). Papantoniou 2012: 123
Anders als im Fall von „couche bourgeoise“ erfolgt diese Bedeutungszuschreibung nicht mittels deiktischer Gesten, sondern die Einbettung der Inskriptionsaktivität in den [verbalen]Eigenschaft Turn (vgl. Streeck & Kallmeyer, 2001): (…). Pitch 2006: 100

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Annotationsreport|Turn (Gesprächsbeitrag)Ebene 2
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