Annotationsreport Turn (Rederecht)
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FEs | Anzahl annotierter FEs |
---|---|
ART_UND_WEISE | 2 |
FREQUENZ | 1 |
GESPRÄCHSPARTNER | 1 |
GESPRÄCHSPARTNER_1 | 2 |
GESPRÄCHSPARTNER_2 | 10 |
GESPRÄCHSSTELLE | 2 |
KOMMUNIKATIVES_MITTEL | 3 |
REDERECHT | 14 |
Aus der englischen Redewendung it is your turn, dt. du bist dran. Der englische Alltagsbegriff turn wiederum ist deverbal ableitbar von to turn, dt. sich wenden an/ sich drehen zu. Zweiwertige Valenz: 'jemand wendet sich an jemanden / dreht sich zu jemandem'. Die Leerstelle 'jemand' entspricht dem FE GESPRÄCHSPARTNER_2. Die Leerstelle 'jemanden' bzw. 'jemandem' entspricht dem FE GESPRÄCHSPARTNER_1. Das FE GESPRÄCHSPARTNER_1 wird in den Belegstellen deutlich seltener realisiert als das FE GESPRÄCHSPARTNER_2, da im Äußerungskontext der LE Turn häufig der angreifende Part des GESPRÄCHSPARTNERS_2, der den Turn beansprucht, fokussiert wird.
Die Nominalisierung 'Turn' lässt sich in Anbetracht der o. g. Redewendung und der annotierten Belegstellen am ehesten mit 'das Drankommen' bzw. 'das Dransein' übersetzen. Im Prozess des 'Turn-Takings', welches 'Turn' als Erstglied aufweist, nimmt man sich (wörtlich übersetzt) das Dransein. Auf Fachbegriffsebene entspricht dieses 'Dransein', welches 'genommen' werden kann, dem Konzept von 'Rederecht'. Daher wird 'Turn' in diesem Frame als ein Filler des Frame-Elements REDERECHT analysiert und als solches annotiert.
Im Kontext der Gesprächsanalyse hat 'Turn' zwei Lesarten: 'Turn als Rederecht' und 'Turn als Gesprächsbeitrag'. In der Lesart 'Turn als Rederecht' tritt Turn ausschließlich in Support-Verb- oder Kontroll-Verb-Konstruktionen mit Verben wie 'nehmen' ('jemand nimmt sich den Turn'), 'gehen' ('der Turn geht an jemanden'), 'beanspruchen' ('jemand beansprucht den Turn') und 'zuteilen' ('jemandem wird der Turn zugeteilt') auf. Für die Lesart 'Turn als Gesprächsbeitrag' siehe Annotationsreport Turn (Gesprächsbeitrag).
Kurzdefinition: Im Prozess des Turn-Takings wird mit 'Turn' das Recht eines Gesprächspartners als Nächste/r zu sprechen bezeichnet.
Belegstellen & Annotationen | Quellen | Auffälligkeiten |
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Folglich analysiert man sie am besten als Rezeptionssignale (auch Hörersignale genannt), die [die Rezipientin]Gesprächspartner_2 zur Begleitung von Idas Beitrag produziert, ohne damit den [Turn]Rederecht [zu beanspruchen]Kontroll oder [zu übernehmen]Support. | Artikel 101, HSK 2001: 1063 | Kontroll-Verb, Support-Verb |
[Der Lehrer]Gesprächspartner_2 [nimmt]Support [ihm]Gesprächspartner_1 den [turn]Rederecht [mit ‚jaa‘]Kommunikatives_Mittel [weg]Support (...). | Mazeland 1983: 87 | Support-Verb |
In dem turn-taking System der Gespräche ist die Menge der möglichen nächsten Sprecher maximal, während im Unterrichtsdiskurs diese Menge viel beschränkter ist: [nach einem Schülerbeitrag]Gesprächsstelle kann der [turn]Rederecht eigentlich nur [zum Lehrer]Gesprächspartner_2 [gehen]Support, fast jede Abweichung vom Muster ‚Lehrer-Schüler-Lehrer’ scheint korrigiert werden zu müssen (...). | Mazeland 1983: 81 | Support-Verb |
Dieses Phänomen der differenzierten Adressierung der Redebeiträge des Lehrers gilt auch für die turn-Zuteiltung des Lehrers: [der Lehrer]Gesprächspartner_1 kann sowohl [einem einzelnen Schüler]Gesprächspartner_2 den [turn]Rederecht [zuteilen]Kontroll als auch der ganzen Klasse die Möglichkeit für bedingte Selbstauswahl geben: das letzte Phänomen nenne ich ‚programmierte Selbstauswahl‘. | Mazeland 1983: 83 | Kontroll-Verb |
Wenn der Schüler sich selbst ‚bedingt auswählt‘, turn-Wechsel also nicht stattgefunden hat, dann [geht]Support der [turn]Rederecht wieder zurück [zum Lehrer]Gesprächspartner_2 (...). | Mazeland 1983: 83 | Support-Verb |
Die Merkmale ‚hoch‘ und ‚laut‘ werden nur so lange beibehalten, bis der [turn]Rederecht [erobert ist]Support; (…). | Artikel 108, HSK 2001: 1125 | Support-Verb |
Das ‚ja‘ fungiert als ‚pre-starter‘, d.h. nicht nur als Bestätigung, daß sie die Bedingungen der von L geschaffenen ‚offenen‘ Position erfüllt – was L ‚wörtlich‘ fragt – sondern auch als ein Element, [durch das]Kommunikatives_Mittel [sie]Gesprächspartner_2 den [turn]Rederecht [nehmen]Support kann, ohne schon zu erklären, warum sie den Bedingungen dessen entspricht, wonach L eigentlich fragt: (…). | Mazeland 1983: 83 | Support-Verb |
In dem Versuch, den [turn]Rederecht [zu bekommen]Support und die richtige Antwort zu geben, sind die Schüler Konkurrenten untereinander. | Mazeland 1983: 87 | Support-Verb |
[Bettie]Gesprächspartner_2 wiederholt jetzt ihre Frage und [nimmt]Support [nach der Lehrerantwort]Gesprächsstelle [nochmals]Frequenz den [turn]Rederecht [durch Selbstwahl]Art_und_Weise (im Anfang wieder [mit Hilfe des paralinguistischen Mittels, schnell und lauter zu reden]Kommunikatives_Mittel), und sie macht klar, daß sie die Logik des Lehrers nicht versteht. | Mazeland 1983: 94 | Support-Verb |
This often results in an interaction where [participants]Gesprächspartner [take]Support [turns]Rederecht contributing funny lines to the ongoing discourse, and it may involve joint production as such. | Artikel 135, HSK 2001: 1446 | Support-Verb |
There is for example a tendency inside the foreign language classroom [for learners]Gesprächspartner_2 [to be allocated]Support a [turn]Rederecht precisely when they have nothing to say, and do not wish for one. | Artikel 155, HSK 2001: 1685 | Support-Verb |
[The auditor]Gesprächspartner_2 may [claim]Support the [turn]Rederecht when the speaker displays a turn signal. | Duncan 1974: 165 | Support-Verb |
Pointing makes visible for all participants a pre-beginning, [taking]Support the visual floor but not yet the [vocal-spoken]Art_und_Weise [turn]Rederecht. | Mondada 2007: 203 | Support-Verb |
Nevertheless, as Pierre-Alain is in the middle of his TCU (with some hitches on the definite determiner) [Bruno]Gesprächspartner_2 comes in and [takes]Support the [turn]Rederecht (l. 8). | Mondada 2007: 213 | Support-Verb |