Präsequenz

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Definition

Die Präsequenz erweitert eine konzeptuell geplante Paarsequenz. Dies geschieht an einer bestimmten Position noch vor dem eigentlichen Gesprächsbeitrag. Durch sie können Bedingungen überprüft werden, die für die Kernsequenz nötig sind. Es handelt sich um eine Form der Sequenzerweiterung.

Präsequenzen werden in spezifische und unspezifische Präsequenzen unterschieden. Spezifische Präsequenzen leiten eine bestimmte Grundsequenz ein, wie eine Ankündigung, Bitte oder Einladung. Unspezifische Präsequenzen hingegen sollen ein weiteres Gespräch relevant machen. In den meisten Fällen handelt es sich bei Präsequenzen um Frage-Antwort-Sequenzen. Dabei dient die Präsequenz oftmals als Handlungsprojektion, welche ankündigt, dass für den Adressaten ein unangenehmer Gesprächsbeitrag folgen könnte. Sie haben die Aufgabe, die Grundsequenz anzukündigen und zu untersuchen, ob der Adressat negativ oder positiv auf die gestellte Frage reagieren wird. Hier sind weiterhin drei Reaktionsweisen auf die Präsequenz zu unterscheiden:

  • Die Aufforderung, weiter zu sprechen (positive Reaktion)
  • Das Abblocken der Grundsequenz (negative Reaktion)
  • Die vorgezogene positive Antwort (vorgezogene positive Reaktion)

Beispiele

Positive Reaktion:

A1: „Würdest du mir einen Gefallen tun?

B1: „Ja, aber natürlich. Wie kann ich dir helfen?“


Negative Reaktion:

A2: „Hast du gerade einen Moment?

B2: Nein, ich will jetzt nicht darüber reden.“


Vorgezogene positive Reaktion:

A3: „Kann ich dich um einen Gefallen bitten?

B3: „Ich schließe das Fenster ja schon!“

Transkriptbeispiel:

Transkriptbeispiel: Talkshow (Segment 72-82)

Verwandte Begriffe

Relevanter Wissensrahmen (Frame)

Präsequenz evoziert den Sequenzerweiterung-Frame.

In der Definition wurden die folgenden Frame-Elemente verwendet:

ERWEITWERTE_SEQUENZ (verwendet als „Paarsequenz“)

ERWEITERNDE_SEQUENZ (verwendet als „Präsequenz“)

ERWEITERUNGSART (verwendet als „erweitert“)

POSITION

EFFEKT (verwendet als „positive Reaktion“ , „negative Reaktion“ , „vorgezogene positive Reaktion“)

ZWECK (verwendet als „Handlungsprojektion“)

INHALT (verwendet als „spezifisch“ , „unspezifisch“)