Turn-Taking-Machinery: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Zuge der fachwissenschaftlichen Rezeption und Weiterverarbeitung des leitenden Aufsatzes von Sacks et al. (1974) ist es einerseits zu einer Begriffs- und andererseits auch zu einer leichten Bedeutungsmodifikation des von Sacks et al. beschriebenen Phänomens gekommen:
 
Im Zuge der fachwissenschaftlichen Rezeption und Weiterverarbeitung des leitenden Aufsatzes von Sacks et al. (1974) ist es einerseits zu einer Begriffs- und andererseits auch zu einer leichten Bedeutungsmodifikation des von Sacks et al. beschriebenen Phänomens gekommen:
* In einigen Aufsätzen, die den Belegstellen des unten verlinken Annotationsreports der Lexikalischen Einheit ''Turn-Taking-Machinery'' zugrunde liegen, wird bei der Einführung und Anwendung des Begriffs auf den oben genannten Aufsatz verwiesen. Sacks et al. verwenden in diesem Aufsatz allerdings an keiner Stelle den Ausdruck ''Turn-Taking-Machinery'' sondern sprechen stets von einem ''Turn-Taking-System''.
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* In einigen Aufsätzen, die den Belegstellen des unten verlinkten Annotationsreports der Lexikalischen Einheit ''Turn-Taking-Machinery'' zugrunde liegen, wird bei der Einführung und Anwendung des Begriffs auf den oben genannten Aufsatz verwiesen. Sacks et al. verwenden in diesem Aufsatz allerdings an keiner Stelle den Ausdruck ''Turn-Taking-Machinery'', sondern sprechen stets von einem ''Turn-Taking-System''.
 
* In den Belegstellen der Lexikalischen Einheit ''Turn-Taking-Machinery'' zeigt sich, dass der theoretische Leitgedanke von Sacks et al. zudem eine leichte Bedeutungsmodifikation (von passiven, dem SYSTEM unterworfenen zu aktiven, das SYSTEM nutzenden GESPRÄCHSPARTNERN) im Zuge der wissenschaftlichen Rezeption erfahren hat. Während das ''Turn-Taking-System'' im Sinne von Sacks et al. (1974) eher als ein dem Gespräch übergeordnetes SYSTEM verstanden wird, das Einfluss auf die am Gespräch teilnehmenden GESPRÄCHSPARTNER nimmt und so zu einem regelhaft verlaufenden SPRECHERWECHSEL führt, wird in den Belegstellen zu ''Turn-Taking-Machinery ''die ''Machinery'' gewissermaßen als ein systematischer Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER bedienen und aktiv steuern, aufgefasst.
 
* In den Belegstellen der Lexikalischen Einheit ''Turn-Taking-Machinery'' zeigt sich, dass der theoretische Leitgedanke von Sacks et al. zudem eine leichte Bedeutungsmodifikation (von passiven, dem SYSTEM unterworfenen zu aktiven, das SYSTEM nutzenden GESPRÄCHSPARTNERN) im Zuge der wissenschaftlichen Rezeption erfahren hat. Während das ''Turn-Taking-System'' im Sinne von Sacks et al. (1974) eher als ein dem Gespräch übergeordnetes SYSTEM verstanden wird, das Einfluss auf die am Gespräch teilnehmenden GESPRÄCHSPARTNER nimmt und so zu einem regelhaft verlaufenden SPRECHERWECHSEL führt, wird in den Belegstellen zu ''Turn-Taking-Machinery ''die ''Machinery'' gewissermaßen als ein systematischer Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER bedienen und aktiv steuern, aufgefasst.
 
Ergänzende Definition: Die Turn-Taking-Machinery ist nicht nur ein den SPRECHERWECHSEL organisierendes SYSTEM, sondern auch eine Art Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER einer ÜBERGEORDNETEN_HANDLUNG kommunikativer Natur aktiv bedienen und damit einhergehend die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung untereinander regeln.  
 
Ergänzende Definition: Die Turn-Taking-Machinery ist nicht nur ein den SPRECHERWECHSEL organisierendes SYSTEM, sondern auch eine Art Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER einer ÜBERGEORDNETEN_HANDLUNG kommunikativer Natur aktiv bedienen und damit einhergehend die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung untereinander regeln.  

Aktuelle Version vom 11. März 2020, 17:10 Uhr

Frame-Index / LE-Index

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Frame-Definition

Turn-Taking-Machinery


Dieser Frame kodiert das erstmals von Sacks, Schegloff & Jefferson (1974) (FORSCHUNGSHINTERGRUND) beschriebene Phänomen, wonach der SPRECHERWECHSEL und die am SPRECHERWECHSEL beteiligten GESPRÄCHSPARTNER einem SYSTEM unterliegen, dessen FUNKTION es ist, die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung zu regeln und so für einen systematischen und geordneten Ablauf im Gespräch (ÜBERGEORDNETE_HANDLUNG) zu sorgen.

Im Zuge der fachwissenschaftlichen Rezeption und Weiterverarbeitung des leitenden Aufsatzes von Sacks et al. (1974) ist es einerseits zu einer Begriffs- und andererseits auch zu einer leichten Bedeutungsmodifikation des von Sacks et al. beschriebenen Phänomens gekommen:

  • In einigen Aufsätzen, die den Belegstellen des unten verlinkten Annotationsreports der Lexikalischen Einheit Turn-Taking-Machinery zugrunde liegen, wird bei der Einführung und Anwendung des Begriffs auf den oben genannten Aufsatz verwiesen. Sacks et al. verwenden in diesem Aufsatz allerdings an keiner Stelle den Ausdruck Turn-Taking-Machinery, sondern sprechen stets von einem Turn-Taking-System.
  • In den Belegstellen der Lexikalischen Einheit Turn-Taking-Machinery zeigt sich, dass der theoretische Leitgedanke von Sacks et al. zudem eine leichte Bedeutungsmodifikation (von passiven, dem SYSTEM unterworfenen zu aktiven, das SYSTEM nutzenden GESPRÄCHSPARTNERN) im Zuge der wissenschaftlichen Rezeption erfahren hat. Während das Turn-Taking-System im Sinne von Sacks et al. (1974) eher als ein dem Gespräch übergeordnetes SYSTEM verstanden wird, das Einfluss auf die am Gespräch teilnehmenden GESPRÄCHSPARTNER nimmt und so zu einem regelhaft verlaufenden SPRECHERWECHSEL führt, wird in den Belegstellen zu Turn-Taking-Machinery die Machinery gewissermaßen als ein systematischer Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER bedienen und aktiv steuern, aufgefasst.

Ergänzende Definition: Die Turn-Taking-Machinery ist nicht nur ein den SPRECHERWECHSEL organisierendes SYSTEM, sondern auch eine Art Funktionsapparat, den die GESPRÄCHSPARTNER einer ÜBERGEORDNETEN_HANDLUNG kommunikativer Natur aktiv bedienen und damit einhergehend die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung untereinander regeln.

Belegstellen für die Verwendung in der fachsprachlichen Literatur:

Insgesamt wird uns das zur Conversation als Redeaustauschsystem gehörende Turn-Taking- bzw. Distributionssystem präsentiert als eine [autonom arbeitende]Art_und_Weise „[machinery]System“ [(S/S/J 1974: 725)]Forschungshintergrund, deren Beeinflussung oder gar Steuerung den Intentionen der einzelnen Parteien entzogen ist.

Um die eigentlich in Interviewsituationen häufig anwesende „asymmetrische, funktionsorientierte Kommunikationsform“ (Honer 2011: 41) aufzubrechen, sollte der Gesprächspartner sein Gegenüber als Experten ‚stark machen‘, indem er sich selbst als ignorant bzw. nichtwissend in Szene setzt, sozusagen hier nun konkret ‚Dummheit als Methode‘ (Hitzler) zum Einsatz bringt (ich habe von X überhaupt keine Ahnung, wie ist X denn so?). Die [Turn-Taking]Sprecherwechsel-[machinery]System [(Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974)]Forschungshintergrund [wurde]Support [dabei]Übergeordnete_Handlung [dialog- und nicht themenzentriert]Art_und_Weise [eingesetzt]Support.

Frame-Elemente

Kern-FE Definitionen
SYSTEM Ordnungsprinzip des SPRECHERWECHSELS, das die FUNKTION hat, die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung zu regeln.

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer setzen die Turn-Taking-[machinery]System (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) in Interviewsituationen dialog- und nicht themenzentriert ein.

SPRECHERWECHSEL Vorgang, der einem System, das die FUNKTION hat, die Turnkonstruktion und die Rederechtverteilung zu regeln, unterworfen ist und Handlungsfeld der Turn-Taking-Machinery.

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer setzen die [Turn-Taking]Sprecherwechsel-machinery (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) in Interviewsituationen dialog- und nicht themenzentriert ein.

Nicht-Kern-FE Definitionen
GESPRÄCHSPARTNER Derjenige/ Diejenige/ Diejenigen, der/ die die Turn-Taking-Machinery bedient/ bedienen bzw. innerhalb einer ÜBERGEORDNETEN_HANDLUNG interagieren, der ein gewisses SYSTEM innewohnt.

Beispielbelegstelle: [Die Gesprächsteilnehmer]Gesprächspartner [setzen]Support die Turn-Taking-machinery (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) in Interviewsituationen dialog- und nicht themenzentriert [ein]Support.

FUNKTION Tätigkeitsfeld bzw. Aufgabe des SYSTEMS, die im Allgemein die Sprecherwechselorganisation und im Speziellen die Turnkonstruktion und Rederechtverteilung betrifft.

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer [setzen]Support die Turn-Taking-machinery (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) in Interviewsituationen [zur dialog- und nicht themenzentrierten Turnkonstruktion]Funktion ein.

ART_UND_WEISE Spezielle Funktions- bzw. Einsatzart des SYSTEMS.

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer [setzen]Support die Turn-Taking-machinery (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) in Interviewsituationen [dialog- und nicht themenzentriert]Art_und_Weise [ein]Support.

ÜBERGEORDNETE_HANDLUNG Allgemeine kommunikative Handlung innerhalb derer die Turn-Taking-Machinery wirkt bzw. Einsatz findet (in der Regel: das Alltagsgespräch).

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer [setzen]Support die Turn-Taking-machinery (Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974) [in Interviewsituationen]Übergeordnete_Handlung dialog- und nicht themenzentriert [ein]Support.

FORSCHUNGSHINTERGRUND Dieses Frame-Element markiert die wissenschaftliche Einordnung des Phänomens ‚Turn-Taking-Machinery‘.

Beispielbelegstelle: Die Gesprächsteilnehmer setzen die Turn-Taking-machinery [(Sacks/ Schegloff/ Jefferson 1974)]Forschungshintergrund in Interviewsituationen dialog- und nicht themenzentriert ein.


Frame-evozierende Lexikalische Einheiten


Annotationsreporte


Frame-zu-Frame-Relationen

  • In einer Verwendet-Relation zum Frame Turn-Taking (Turn-Taking>Turn-Taking-Machinery).

Gesamtübersicht Frame-zu-Frame-Relationen

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Legende
Vererbungs-Relation (FrameNet: Inheritance-Relation)
Perspektive_auf-Relation (FrameNet: Perspective_on-Relation)
Untergeordnet_von-Relation (FrameNet: Subframe-Relation)
Verwendet-Relation (FrameNet: Using-Relation)
Bezug_auf-Relation (FrameNet: See_also-Relation)
Vorangehend_von-Relation (FrameNet: Precedes-Relation)
Inchoativ-Relation (FrameNet: Inchoative_of-Relation)
Ursächlich_für-Relation (FrameNet: Causative_of-Relation)