Annotationsreport Code-Switching


Sprachwechsel

FEsAnzahl annotierter FEs
AUFTRETENSORT3
BEDEUTUNG1
FUNKTION5
REALISIERUNGSART7
SPRACHE30
SPRACHEII13
SPRECHER5

Determinativkompositum mit ,-switching‘ (engl. to switch) als semantischem Kopf. ‚Switching‘ ist deverbales Nomen von switchen/wechseln; dreiwertige Valenz: ,jmd. wechselt von etwas in etwas anderes/zu etwas anderem‘. Hier wechselt ein SPRECHER von einer SPRACHE in eine andere SPRACHEII. Das inkorporierte Erstglied ,Sprache‘ wird als SPRACHE annotiert. Weitere erwartbare zentrale FEs: SPRECHER und SPRACHEII, wobei dieses FE seltener extern realisiert wird, weil die zweite SPRACHE, in die gewechselt wird, oftmals nicht explizit genannt wird.

Kurzdefinition: Code-Switching meint einen Vorgang, bei dem ein mehrsprachiger Sprecher innerhalb eines Satzes, Textes, Dialoges etc. von einer Sprache A in eine Sprache B wechselt. Von Code-Switching spricht man auch dann, wenn bspw. vom Standard in einen Dialekt gewechselt wird.

Belegstellen & AnnotationenQuellenAuffälligkeiten
Durch diesen markierten sprachlichen Wechsel in den Originalcode wird einerseits Authentizität vermittelt, zum anderen trägt das [markierte]Realisierungsart [Code]Spracheswitching aber auch zur Typisierung des "Ober.schullehrer (.) typ[s]" mit den dazugehörigen membershipactivities ("prüfungsmäßig testen") bei.Günthner 2002: 68
Dieses Beispiel veranschaulicht, wie [Code]Spracheswitching [in eine andere Sprache]SpracheII nicht nur als Inszenierungstechnik und zur Authentizitätsvermittlung verwendet wird, sondern wie die zitierte Stimme in der fremden, sich vom Kontext der Erzählsituation abhebenden Varietät zugleich zur Typisierung des auftretenden Charakters und zur Rahmung der Szene als Prüfungsgespräch beiträgt.Günthner 2002: 68
Im folgenden Ausschnitt [wird]Support[Code]Spracheswitching [in die Standardvarietät]SpracheII [als Verfahren zur Stilisierung der zitierten Figur]Funktion [eingesetzt]Support.Günthner 2002: 69Support-Verb
Mit dem [Code]Spracheswitching [ins Standarddeutsche]SpracheII – in Kombination mit dem hohen Tonhöhenregister und der manierierten Stimme – kontextualisiert Hedda ihre affektive Einstellung zur rekonstruierten Rede des Arztes.Günthner 2002: 69
[Code]Spracheswitching [in die Standardvarietät]SpracheII [kann]Support also – wie der Transkriptausschnitt LUNGENKREBS veranschaulicht – [zur Kontextualisierung von Dissonanz und einer negativen Einstellung zur animierten Figur und deren Rede]Funktion [eingesetzt werden]Support.Günthner 2002: 69Support-Verb
Vergleichbar mit dem Transkriptausschnitt LUNGENKREBS zielt auch hier das [Code]Spracheswitching [in eine andere sprachliche Varietät]SpracheII darauf hin, die zitierte Figur von den anwesenden Personen abzugrenzen und ihre Rede als dissonant zu markieren.Günthner 2002: 70 f.
Die Daten veranschaulichen, dass zwar in allen vier präsentierten Transkriptausschnitten (STIPENDIUM, LUNGENKREBS, DEKONSTRUKTION und RATTENEPISODE) [Code]Spracheswitching [zur Kontextualisierung von "otherness" (Auer 1992) ]Funktion [eingesetzt wird]Support.Günthner 2002: 72Support-Verb
Dennoch handelt es sich um keine Eins-zu-Eins-Relation zwischen dem [Code]Spracheswitching [in eine bestimmte Varietät]SpracheII und der Kontextualisierung einer bestimmten Bedeutung - etwa im Sinne von: [Code]Spracheswitching [in die Standardvarietät]SpracheII impliziert eine positive Haltung zur reproduzierten Rede und [Code]Spracheswitching [in den Dialekt]SpracheII eine negative Einstellung oder umgekehrt.Günthner 2002: 72
Siehe auch Kallmeyer/Keim (1994: 233) zum [Code]Spracheswitching [in eine breitere Dialektvarietät]SpracheII in Zusammenhang mit Redewiedergaben sowie Auer (1998) zu neueren Konzeptionen des [Code]Sprache-Switching [in Gesprächen]Auftretensort.Günthner 2002: 72
Für das Verständnis der Funktionsweise von [Code]Sprache-Switching [in Dolmetsch-Interaktionen]Auftretensort ist insbesondere die Arbeit von Frank Müller (1989) zur Etablierung eines „natürlichen“ Translations-Modus in bilingualen Interviewsituationen relevant (vgl. Kapitel 2.3.1.1).Apfelbaum 2004: 119
Zunächst ein authentisches Beispiel aus dem FS-Korpus, das belegt, wie die Dolmetscherin Do innerhalb einer bereits begonnenen Dolmetschung (hier: ins Französische) ein [Code]Sprache-Switching (hier: [zurück ins Deutsche]SpracheII) initiiert und dieses [Code]Sprache-Switching bzw. der sich daran anschließende Austausch von den anderen Beteiligten als funktional für den Fortgang der Schulungssituation behandelt wird.Apfelbaum 2004: 120
Der Abbruch des [nicht-ratifizierten]Realisierungsart [Code]Sprache-Switching erinnert strukturell auch an den in Kapitel 1.2 als (2,1) dokumentierten Versuch von Laurent F., das Französische als Kommunikationssprache zu etablieren.Apfelbaum 2004: 122
Erst als dieser ihr signalisiert, dass er nicht auf Deutsch reagieren kann oder will ([englische Aussprache] English', 2), bricht INT ab und ratifiziert [das von B]Sprecher [initiierte]Kontroll[Code]Sprache-Switching, indem sie umgehend ins Englische wechselt.Apfelbaum 2004: 151Kontroll-Verb
Wenn INT umgehend mit entsprechenden Synchronisierungsaktivitäten [das von B]Sprecher [initiierte]Kontroll [Code]Sprache-Switching [ins Englische]SpracheII ratifiziert, signalisiert sie also, dass der kommunikative Austausch im Translationsmodus insofern flexibel organisiert werden kann, als punktuell auch andere Interaktionsmodi etabliert werden können (hier: ein direkter exolingualer Austausch zwischen B und ihr). Sie ordnet sich damit gleichzeitig den Kommunikationsbedürfnissen der Primären Interaktionspartner unter.Apfelbaum 2004: 152Kontroll-Verb
Er [initiiert]Kontroll umgehend ein [Code]Sprache-Switching [zurück ins Französische]SpracheII und behandelt damit die Beiträge von Rudi als für Thierry zu dolmetschende Fragen, die als nächsten Zug eine Antwort des französischen Informanten relevant setzen: les saucisses .blanchesalsaciennes ne sontpasles mêmesque les saucissesblanches de euhMunich’(142-144) bzw. les saucisses .blanchesest-cequevoussavez’[Lachen] + est-cequevous/ est-ceque (154/155).Apfelbaum 2004: 159Kontroll-Verb
Ein solcher Fall [von Dolmetscher/innen]Sprecher [initiiertem]Kontroll [Code]Sprache-Switching, der bereits in Kapitel 6.1 analysiert wurde, soll hier zur Illustration einleitend noch einmal zitiert werden:Apfelbaum 2004: 244Kontroll-Verb
Im Unterschied zum ersten Beispiel kündigt [der Dolmetscher]Sprecher hier zunächst die geplante Initiative noch in der Sprache seines unmittelbaren Adressaten an (Moment ich mussnochm(al) rückfragen,) und [vollzieht]Support erst dann ein[Code]Sprache-Switching, [um sich mit einer Suggestiv-Nachfrage an den französischen Gesprächspartner, Thierry, zu wenden (mais . le chou .fermenté, est déjà cuit’ non’)]Funktion.Apfelbaum 2004: 245Support-Verb
Im zweiten Fall hingegen, der eine deutsch-spanische Interaktion zu der Frage dokumentiert, in welchen Bereichen sich die spanische Austauschstudentin in Granada spezialisieren kann, [initiiert]Kontroll [die Dolmetscherin]Sprecher erst [im weiteren Verlauf ihrer Dolmetschung]Auftretensort ein. [Code]Sprache-Switching, [mit dem sie eine nachbessernde Klärung zum Original-Beitrag herbeiführt]Funktion.Apfelbaum 2004: 246Kontroll-Verb
Mit einem [Code]Sprache-Switching [in die Sprache der zu dolmetschenden Partei]SpracheII kann die dolmetschende Person, sofern sich ihr Gegenüber mit ihr in dieser Phase für die Bearbeitung eines Problems synchronisiert, funktional daran arbeiten, dass die Wiedergabe des Original-Beitrags tatsächlich im Sinne des bzw. der Urheber/in erfolgt.Apfelbaum 2004: 253
In ihrer richtungsweisenden Arbeit von 1972 unterschieden Blom / Gumperz zwischen [zwei Arten von]RealisierungsartSwitching: dem [,situationar (situationalen)]Realisierungsart und »metaphorical(metaphorischen)]Realisierungsart [Code]Sprache-Switching (Blom / Gumperz 1972, 424-426).Kaiser 2006: 278
598). Die Unterscheidung zwischen [situationalem]Realisierungsart und [metaphorischem]Realisierungsart [Code]Sprache-Switching wurde unter anderem von Auer kritisiert, der darauf hinweist, dass die Kommunikationsteilnehmer immer an der Definition der Situation beteiligt sind und man nicht davon ausgehen könne, dass es immer eine vordefinierte, rigide Situation gebe (vgl. Auer 1984, 90-91).Kaiser 2006: 279

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