Reparatur


Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Beispiele
  3. Verwandte Begriffe
  4. Relevanter Wissensrahmen (Frame)

Definition


Reparaturen (lat. reparare, ‚wiederherstellen‘) sind ein typisches Merkmal der gesprochenen und spontanen Sprache. Es handelt sich dabei um den allgemeinen Vorgang, Fehler in Gesprächen zu beheben, kommunikative Störungen zu bewältigen und so den reibungslosen Ablauf der Unterhaltung zu gewährleisten.

Grund für Reparaturen sind unterschiedliche Störungsquellen, Fehler oder problematische Äußerungen innerhalb einer Kommunikationssituation. Diese Störungsquellen können sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der sprachlichen Ebene auftreten. Häufige Problemquellen sind Wortfindungsstörungen des Sprechers, unangemessene Wortwahl, grammatische Fehler, Aussprachefehler, Fehler im Satzbau oder Fehler, die den konkreten Inhalt beziehungsweise die kommunikative Absicht einer Äußerung betreffen. Weiterhin können Verständnisprobleme auf Seiten des Rezipienten eine Reparatur notwendig machen. Diese liegen beispielsweise vor, wenn dieser die Äußerung des Sprechers akustisch oder inhaltlich nicht verstanden hat oder eine nicht-ernst gemeinte Äußerung als ernst auffasst. Weitere Gründe können eine störende Geräuschkulisse, Gedächtnisversagen oder Artikulationsstörungen des Sprechers sein.

Die Initiierung wie auch die Ausführung der Reparatur können sowohl durch den Sprecher selbst oder durch den Rezipienten erfolgen. Man unterscheidet daher zwischen den selbst- und fremdinitiierten und den selbst- und fremddurchgeführten Reparaturen:

Selbstinitiierte Reparaturen werden durch Abbruch der aktuellen Äußerung, Lautdehnung oder Verzögerungssignale wie „äh“, „ähm“, „eh“ initiiert und im Redebeitrag des Sprechers mithilfe von lexikalischen Mitteln wie „ich meine“, „oder“, „moment“ oder „obwohl“ angekündigt. Bei einer selbstinitiierten Selbstreparatur führt der Sprecher eine geeignete Reparatur durch und ersetzt den fehlerhaften Ausdruck durch den korrekten oder modifizierten Ausdruck. Die Reparatur kann jedoch auch von dem Gesprächspartner durchgeführt werden, hierbei handelt es sich dann um eine selbstinitiierte Fremdreparatur.

Fremdinitiierte Reparaturen können durch Fragewörter wie „Hhm?“, „Was?“, „Wer?“, „Wann?“ oder „Wo?“, Teilwiederholungen der Problemquelle oder lexikalische Äußerungen wie „Du meinst…?“ initiiert werden. Mit diesen Äußerungen macht der Rezipient deutlich, dass er eine Problemquelle ausfindig gemacht hat. Nach der Initiierung gibt dieser dem Sprecher zunächst die Gelegenheit zur Selbstreparatur (fremdinitiierte Selbstreparatur). Erfolgt diese nicht, führt der Rezipient die Reparatur selbst aus (fremdinitiierte Fremdreparatur).

Reparaturen sind stets nach einem bestimmten Muster aufgebaut. Dieses reicht vom Bemerken einer fehlerhaften oder problematischen Äußerung bis hin zur Durchführung der Reparatur.

An erster Stelle des Aufbaus einer Reparatur steht die Problemquelle, d. h. der fehlerhafte oder reparaturbedürftige Ausdruck, an welchen sich die Reparaturinitiierung anschließt. Diese veranlasst die eigentliche Reparatur, kennzeichnet den Bezugsausdruck als fehlerhaft und trennt die Problemquelle von der Reparaturdurchführung und findet im Anschluss an die Reparaturinitiierung statt. Der fehlerhafte Ausdruck wird korrigiert oder modifiziert, um die Problemquelle zu beheben. Die Reparaturdurchführung garantiert jedoch nicht, dass der Fehler durch diese wirklich behoben wird.

Die Durchführung der eigentlichen Reparaturoperation kann durch Korrektur der fehlerhaften Äußerung, eine präzisierende Darstellung, durch eine Umformulierung des zuvor Gesagten oder durch eine sogenannte Nicht-Reparatur erfolgen. In diesem Fall wird die problematische oder fehlerhafte Äußerung von dem Gesprächspartner, der die Reparatur durchführt, erneut aufgegriffen, verneint und anschließend der Berichtigung gegenübergestellt.

Reparaturen können unterschiedliche Funktionen erfüllen. Zum einen stellen sie bei inkorrekter Wortwahl grammatische oder lexikalische Korrektheit her. Weiterhin dienen Reparaturen dazu, das gegenseitige Verstehen in einer Kommunikation zu sichern. Ist ein Sprecher der Meinung, sein Gesprächspartner habe einen Teil seiner Äußerung oder einen bestimmten lexikalischen Ausdruck nicht verstanden, kann er sich mit einer Reparatur, in der er den potentiell problematischen Ausdruck näher erläutert und mit anderen, einfacheren Worten beschreibt, das Verständnis des Rezipienten sichern. So können mithilfe von Reparaturen Bedeutungen konkretisiert oder präzisiert, inhaltliche Aussagen verstärkt oder abgeschwächt sowie akustische Verständnisprobleme oder Missverständnisse behoben werden.

Auch für eine funktionierende zwischenmenschliche und soziale Interaktion spielen Reparaturen eine wichtige Rolle: Es können nicht nur Produktionsfehler auf der sprachlichen Ebene behoben werden, sondern auch interaktionale Fehler. Dabei geht es nicht um sprachliche Korrektheit, sondern um eine angemessene Ausdruckweise, abhängig von der jeweiligen Gesprächssituation und den beteiligten Gesprächspartnern. Unangemessene Ausdrücke, die den Gesprächspartner verletzten könnten oder speziellen kommunikativen Normen nicht entsprechen, werden so vermieden.

Beispiele


Im folgenden Beispiel ist eine Reparatur aufgrund eines akustischen Verständnisproblems auf Seiten des Hörers notwendig und wird durch seine Nachfrage initiiert. Der Sprecher führt dann eine Reparatur durch, indem er das zuvor Gesagte wiederholt.

Reparatur Transkriptbeispiel Talkshow (1759-1768).PNG

Reparatur Transkriptbeispiel Talkshow (1759-1768).PNG

Verwandte Begriffe


Relevanter Wissensrahmen (Frame)


Reparatur evoziert den Reparaturverfahren-Frame.

In der Definition wurden die folgenden Frame-Elemente verwendet:

GESPRÄCHSPARTNER_1 (verwendet als „Sprecher“)

GESPRÄCHSPARTNER_2 (verwendet als „Rezipient“)

GESPRÄCHSPARTNER

BEZUGSAUSDRUCK (verwendet als „Störungsquellen“ , „Fehler“ , „problematische Äußerungen“)

FORM_DER_INITIIERUNG (verwendet als „selbst- und fremdinitiierten“)

FORM_DER_DURCHFÜHRUNG (verwendet als „selbst- und fremddurchgeführt“)

INITIATIONSAUSDRUCK (verwendet als „Abbruch der aktuellen Äußerung“ , „Lautdehnung“ , „Verzögerungssignale“ , „Fragewörter“ , „Teilwiederholungen der Problemquelle“ , „lexikalische Äußerungen“)

INDIKATOR (verwendet als „lexikalische Mittel“)

REPARANDUM (verwendet als „den korrekten und modifizierten Ausdruck“)

FUNKTION

ART_UND_WEISE (verwendet als „Korrektur der fehlerhaften Äußerung“ , „präzisierende Darstellung“ , „Umformulierung“ , „Nicht-Reparatur“)

EBENE (verwendet als „inhaltliche Ebene“ , „sprachliche Ebene“)


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